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Die Woche der Entscheidung?

Die Woche der Entscheidung?
Im brasilianischen Belém startet die zweite Woche der Weltklimakonferenz. Jetzt stehen die Minister im Mittelpunkt - die heiße Phase der Verhandlungen beginnt. 

Mit dem Regenwald rund um Belém hat sich Bundesumweltminister Carsten Schneider am Wochenende schon mal vertraut gemacht. Was er sah, hat ihn schockiert: "Zerstörung in großem Maße" - eine Zerstörung, die er sich nicht habe vorstellen können.
Genau deshalb hat der brasilianische Präsident Lula da Silva den Klimagipfel in die Amazonasstadt geholt: Um vor Augen zu führen, wie es um die Lunge der Erde steht - und die Verhandlungen dadurch im besten Fall zu beflügeln. Druck kommt in diesem Jahr von Tausenden Menschen in Belém - unter ihnen auch viele Indigene, die für Wald- und Klimaschutz protestierten.

Minister übernehmen

In Woche zwei übernehmen bei den Verhandlungen nun die Ministerinnen und Minister das Zepter. Für Deutschland ist Bundesumweltminister Schneider nach Brasilien gereist. "Wir hatten in den letzten Jahren sehr viele COPs mit Zielen, die markiert wurden", sagt er. "Und jetzt gilt es, diese umzusetzen."
Umsetzung - die fehlt laut Umweltverbänden zum Beispiel bei der Abkehr von Kohle, Öl und Gas: "Ich glaube, dass das eines der ganz großen Dinge für die Woche werden wird", sagt Christoph Bals von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

Kommt jetzt der Streit?

Der Kniff der brasilianischen Konferenzleitung, Streit zum Auftakt der Konferenz zu vertagen, sorgte für Aufschwung in der ersten Woche, so Bals. Doch nun lasse sich der Streit kaum mehr vermeiden. Denn bereits vor zwei Jahren hatte sich die Weltgemeinschaft in Dubai auf die Abkehr fossiler Energien geeinigt. Doch der Weg, wie das sozial gerecht passieren kann, ist unklar.
"Vor allem die Ölstaaten blockieren", sagt Martin Kaiser von Greenpeace. Er kritisiert außerdem, dass mindestens 1.600 Lobbyisten der Öl-, Gas- und Kohleindustrie in Belém vertreten sind, wie eine Datenanalyse von Umweltverbänden ergab. Bislang sei es dieser Lobby gelungen, die schnelle Umsetzung, hin zu mehr Wind- und Sonnenenergie zu verzögern, sagt Klimaforscher Niklas Höhne in Belém. "Die fossile Industrie macht derzeit drei Milliarden Dollar Gewinn pro Tag und deswegen hat sie viel zu verlieren und bäumt sich auf gegen die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren", so Höhne. "Das kann man überall sehen."

Fahrpläne werden wichtig

Das Streitthema hat bislang allerdings noch keinen offiziellen Platz in Verhandlungstexten. Auch deshalb verfängt die Idee aus der Auftaktrede Lulas unter einigen Delegierten: "Wir brauchen Fahrpläne, damit die Menschheit auf gerechte und geplante Weise die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwindet, die Abholzung stoppt und rückgängig macht und Ressourcen dafür mobilisiert", sagte er.
Auch die Hausaufgabe von der vergangenen Weltklimakonferenz in Baku - die Roadmap zur Klimafinanzierung - wird laut Beobachtern jetzt wichtig. Vor allem für Delegationen aus dem globalen Süden, Länder wie Malawi oder die kleinen Inselstaaten, die auf Geld aus dem globalen Norden angewiesen sind.

Einigung möglich?

Bals sagt, eine Einigung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sei möglich. "Aber das kann nur gelingen, wenn vorher auch ein Anpassungsbooster einschließlich der notwendigen Finanzierung beschlossen wird."
Traditionell kommen die Ministerinnen und Minister nicht mit leeren Händen zu Klimagipfeln. Insgesamt hatte Deutschland sich in den vergangenen Jahren mit sechs Milliarden Euro an internationaler Klimafinanzierung beteiligt. Wie hoch der deutsche Beitrag in diesem Jahr ausfällt, ist noch unklar. Zumindest zu Lulas Investmentfonds zum Schutz der tropischen Wälder will Deutschland eine nennenswerte Summe beitragen.

"Gut investiertes Geld"

"Das ist wirklich gut investiertes Geld", sagt Schneider. "Weil es dafür sorgt, dass hier zum Beispiel im Amazonas der Wald bestehen bleibt."
Das offizielle Ende dieser Klimakonferenz ist für Freitag, den 21. November terminiert. Zumindest in der ersten Woche waren die Brasilianer noch zuversichtlich, das auch so halten zu können, wie Konferenzleiter Correa do Lago signalisierte.
Bals von Germanwatch hält das Szenario für unwahrscheinlich. Bislang sei keine Klimakonferenz pünktlich zum Ende gekommen und er habe alle erlebt. Wichtig sei ohnehin nicht, wann der Hammer fällt, sondern was dabei beschlossen wird.

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