"Man lernt, damit zu leben. Es ist unser Alltag"
Das deutsche Gesundheitssystem wäre ohne internationale Pflegekräfte aufgeschmissen. Schon jetzt kommt jede fünfte Pflegekraft aus dem Ausland. Laut einer neuen Studie werden viele jedoch immer wieder diskriminiert.
Audrey Mefaha macht ihre Arbeit als Krankenpflegerin große Freude. Sie kümmert sich gerne um ihre Patienten, "damit sie auch glücklich sind und sich nicht allein fühlen", sagt die gebürtige Kamerunerin. Vor vier Jahren kam sie nach Deutschland, hat schnell Deutsch gelernt und im April im Kreiskrankenhaus Alzey in Rheinland-Pfalz ihre Ausbildung als Pflegefachkraft abgeschlossen. Doch diskriminierende, rassistische Bemerkungen gehörten für sie zum Alltag, meist wegen ihrer Hautfarbe.
Als sie einmal einen Patienten gefragt habe, wie er seinen Kaffee mag - schwarz oder mit Milch, habe dieser geantwortet: "Genauso wie Sie". Was vielleicht als Witz gemeint war, habe sie sehr verletzt, erzählt die 23-Jährige. "Als Person mit ausländischem Hintergrund bereitet man sich jeden Tag darauf vor, solche Kommentare zu hören", so Mefaha.
Ihre Kollegin Audrey Nzemenou hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch sie wurde aus Kamerun angeworben und ist Krankenpflegerin in Alzey. Es gebe Patienten, "die wollen sich von uns nicht versorgen lassen, weil wir dunkle Haut haben", sagt sie. Manche hätten sogar Angst vor ihnen.
Barz vermutet, dass es manchmal auch zu Missverständnissen zwischen Patienten und Pflegekräften kommt, wegen der Sprachbarriere. Der Großteil der Patienten sei weit über 80.
Seine Workshop-Teilnehmer würden lernen, sich gegen Beleidigungen zu wehren und welche Rechte sie gegenüber ihrem Arbeitgeber haben. Denn: "Es ist leider sehr oft so, dass die Mitarbeiter das über sich ergehen lassen und mit nach Hause nehmen und das natürlich mit ihnen auch einiges macht."
Der Bedarf für solche Workshops, auch in anderen Branchen, sei groß, sagt Gülcehre. Doch die Förderung des Projekts durch das Bundesarbeitsministerium läuft Ende des Jahres aus.
Das Problem, so die Studienmacher: Oft werde Betroffenen nicht geglaubt, Führungskräfte würden zu selten eingreifen. Hinzu komme, dass viele Pflegekräfte Vorfälle erst gar nicht meldeten - aus Angst, ihren Job zu verlieren. Rassistisches Verhalten werde dadurch normalisiert, so der Befund der Forscher.
Sie kritisieren, dass es in vielen Krankenhäusern an entsprechenden Schutzkonzepten und Sensibilität im Umgang mit Diskriminierung fehle. Das erschwere die langfristige Integration internationaler Pflegekräfte und sorge dafür, dass Fachkräfte wieder abwandern.
Seit einigen Jahren beschäftigt die Klinik eine Integrationsbeauftragte, sagt Pflegedirektor Jonas Virchonen. Sie kümmere sich um die internationalen Pflegekräfte, begleite und unterstütze diese vor allem bei Arbeitsfragen.
Virchonen betont, dass man rassistische Äußerungen im Haus nicht akzeptiere und sich klar hinter die betroffenen Mitarbeiter stelle. Zunächst werde in solchen Fällen ein direktes Gespräch mit dem Patienten geführt, "notfalls gibt es weitere Konsequenzen". In extremen Fällen werde dem Patienten "freigestellt, das Haus zu verlassen, wenn er nicht zufrieden ist".
Patienten, die rassistische Bemerkungen machen, könne man jedoch nicht einfach rausschmeißen. Denn es gebe einen klaren Versorgungsauftrag. Die Patienten hätten Anspruch darauf, medizinisch versorgt und behandelt zu werden. "Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass wir hier im Haus entsprechende Regeln haben, die natürlich auch für die Patienten gelten."
Auch sein Zimmerkollege Peter Nassau pflichtet bei: Er habe bisher nur gute Erfahrungen mit ausländischen Pflegekräften gemacht: "Sie sind alle sehr hilfsbereit und nett. Man kann sich gut mit ihnen unterhalten und sie sind für die Patienten da."
Audrey Mefaha sagt, sie lasse sich davon nicht unterkriegen, sie habe gelernt, mit blöden, diskriminierenden Bemerkungen umzugehen: "Man lernt, damit zu leben. Es ist unser Alltag."
Audrey Mefaha macht ihre Arbeit als Krankenpflegerin große Freude. Sie kümmert sich gerne um ihre Patienten, "damit sie auch glücklich sind und sich nicht allein fühlen", sagt die gebürtige Kamerunerin. Vor vier Jahren kam sie nach Deutschland, hat schnell Deutsch gelernt und im April im Kreiskrankenhaus Alzey in Rheinland-Pfalz ihre Ausbildung als Pflegefachkraft abgeschlossen. Doch diskriminierende, rassistische Bemerkungen gehörten für sie zum Alltag, meist wegen ihrer Hautfarbe.
Als sie einmal einen Patienten gefragt habe, wie er seinen Kaffee mag - schwarz oder mit Milch, habe dieser geantwortet: "Genauso wie Sie". Was vielleicht als Witz gemeint war, habe sie sehr verletzt, erzählt die 23-Jährige. "Als Person mit ausländischem Hintergrund bereitet man sich jeden Tag darauf vor, solche Kommentare zu hören", so Mefaha.
Ihre Kollegin Audrey Nzemenou hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch sie wurde aus Kamerun angeworben und ist Krankenpflegerin in Alzey. Es gebe Patienten, "die wollen sich von uns nicht versorgen lassen, weil wir dunkle Haut haben", sagt sie. Manche hätten sogar Angst vor ihnen.
Viele Pflegekräfte mit Migrationshintergrund
Wichtig sei es, mit den betroffenen Kollegen darüber zu sprechen, sagt Martina Barz. Sie ist stellvertretende Pflegedirektorin des Kreiskrankenhauses Alzey. Ihr sei wichtig, ihren Pflegekräften den Rücken zu stärken, "ihnen zu sagen, wir und das ganze Team stehen hinter euch." Etwa ein Viertel der 250 Pflegekräfte in der Klinik hat Migrationshintergrund. Ohne die vielen ausländischen Mitarbeiter gehe im Krankenhaus nichts mehr: "Es gibt einfach zu wenig Bewerbungen von deutschen Pflegekräften und deswegen sind wir sehr froh über unsere Kollegen aus dem Ausland."Barz vermutet, dass es manchmal auch zu Missverständnissen zwischen Patienten und Pflegekräften kommt, wegen der Sprachbarriere. Der Großteil der Patienten sei weit über 80.
"Ohnehin unter enormer Belastung"
Kemal Gülcehre will von Diskriminierung betroffene Pflegekräfte stark machen. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration in Rheinland-Pfalz. Seit fünf Jahren organisiert er Workshops für Pflegeeinrichtungen zu dem Thema: "Menschen, die im Pflegebereich arbeiten, stehen ohnehin unter enormer Belastung. Rassistische Diskriminierung verstärkt diesen Druck zusätzlich."Seine Workshop-Teilnehmer würden lernen, sich gegen Beleidigungen zu wehren und welche Rechte sie gegenüber ihrem Arbeitgeber haben. Denn: "Es ist leider sehr oft so, dass die Mitarbeiter das über sich ergehen lassen und mit nach Hause nehmen und das natürlich mit ihnen auch einiges macht."
Der Bedarf für solche Workshops, auch in anderen Branchen, sei groß, sagt Gülcehre. Doch die Förderung des Projekts durch das Bundesarbeitsministerium läuft Ende des Jahres aus.
Studie: Systematische Diskriminierung in Krankenhäusern
In einer neuen Studie hat sich das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung mit der Arbeitssituation internationaler Pflegekräfte befasst. Demnach berichteten im Rahmen einer qualitativen Umfrage viele von systematischen Diskriminierungserfahrungen in ihrem Arbeitsalltag, auch durch Kollegen und Vorgesetzte. Dazu zählten Demütigungen, Bloßstellungen, in extremen Fällen sogar körperliche Übergriffe.Das Problem, so die Studienmacher: Oft werde Betroffenen nicht geglaubt, Führungskräfte würden zu selten eingreifen. Hinzu komme, dass viele Pflegekräfte Vorfälle erst gar nicht meldeten - aus Angst, ihren Job zu verlieren. Rassistisches Verhalten werde dadurch normalisiert, so der Befund der Forscher.
Sie kritisieren, dass es in vielen Krankenhäusern an entsprechenden Schutzkonzepten und Sensibilität im Umgang mit Diskriminierung fehle. Das erschwere die langfristige Integration internationaler Pflegekräfte und sorge dafür, dass Fachkräfte wieder abwandern.
Ein Drittel berichtet von Diskriminierungen
Auch eine hausinterne Umfrage im Kreiskrankenhaus Alzey im Jahr 2024 ergab, dass ein Drittel der ausländischen Pflegekräfte bereits Diskriminierung durch Patienten erlebt hat. Acht Prozent gaben an, dass dies auch im Kollegenkreis stattfinde. Wegen des anhaltenden Fachkräftemangels wirbt die Klinik seit 2017 gezielt junge Menschen aus dem Ausland an. Teilweise werden diese in der eigenen Pflegeschule ausgebildet und können im Wohnheim leben, das das Krankenhaus zur Verfügung stellt.Seit einigen Jahren beschäftigt die Klinik eine Integrationsbeauftragte, sagt Pflegedirektor Jonas Virchonen. Sie kümmere sich um die internationalen Pflegekräfte, begleite und unterstütze diese vor allem bei Arbeitsfragen.
Virchonen betont, dass man rassistische Äußerungen im Haus nicht akzeptiere und sich klar hinter die betroffenen Mitarbeiter stelle. Zunächst werde in solchen Fällen ein direktes Gespräch mit dem Patienten geführt, "notfalls gibt es weitere Konsequenzen". In extremen Fällen werde dem Patienten "freigestellt, das Haus zu verlassen, wenn er nicht zufrieden ist".
Patienten, die rassistische Bemerkungen machen, könne man jedoch nicht einfach rausschmeißen. Denn es gebe einen klaren Versorgungsauftrag. Die Patienten hätten Anspruch darauf, medizinisch versorgt und behandelt zu werden. "Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass wir hier im Haus entsprechende Regeln haben, die natürlich auch für die Patienten gelten."
Viele Patienten dankbar
Patient Frank Demmerle ist froh, dass Audrey Mefaha nach Alzey gekommen ist und sich hier um die Patienten kümmert. Für die verletzenden Beleidigungen anderer Patienten hat er keinerlei Verständnis: "Ich finde es schade, dass sowas passiert." Gerade in der Pflege, wo die Bezahlung oft schlecht sei, würden Menschen gebraucht, die sich so engagieren.Auch sein Zimmerkollege Peter Nassau pflichtet bei: Er habe bisher nur gute Erfahrungen mit ausländischen Pflegekräften gemacht: "Sie sind alle sehr hilfsbereit und nett. Man kann sich gut mit ihnen unterhalten und sie sind für die Patienten da."
Audrey Mefaha sagt, sie lasse sich davon nicht unterkriegen, sie habe gelernt, mit blöden, diskriminierenden Bemerkungen umzugehen: "Man lernt, damit zu leben. Es ist unser Alltag."
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