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Manipuliertes Video von Polizeieinsatz geht viral

Manipuliertes Video von Polizeieinsatz geht viral
Im Netz wird derzeit ein Video von einem Polizeieinsatz in Großbritannien geteilt. Grund für den Einsatz soll angeblich lediglich das Anschauen eines Postings in den sozialen Netzwerken sein. Doch das ist falsch. 

"In England kamen Polizisten zu einem Haus, weil die Tochter vor Monaten nur einen Social-Media-Post angesehen hatte - nicht kommentiert, nicht geteilt." Das behaupten mehrere reichweitenstarke Nutzer in den sozialen Netzwerken - sowohl englischsprachige als auch deutsche. Dazu teilen sie ein gut einminütiges Video, das diese Behauptung angeblich beweisen soll. Doch das ist irreführend.



Antworten der Polizistinnen weggeschnitten

In dem Video sind zwei britische Polizistinnen zu sehen, die zunächst an der Tür einer Frau stehen, die offenbar die Szenerie auch gefilmt hat. Die Frau selbst ist nicht zu sehen, jedoch mehrmals zu hören. Das Video beginnt damit, dass die Frau die Polizistinnen fragt, warum sie da sind. Ihre Tochter habe doch nur ein Posting in den sozialen Netzwerken angesehen, was kein Grund für eine Festnahme sei.
Dann folgen mehrere kurze Schnitte, die ganze Antwort der Polizistinnen ist nicht zu sehen. Deutlich wird nur, dass es sich um einen Vorfall aus dem Mai handeln soll und dass die Polizistinnen das Smartphone der Tochter beschlagnahmen wollen. Es folgt ein weiterer Schnitt. Dann sagt eine der Polizistinnen, dass das Smartphone beschlagnahmt werden muss, ansonsten würde die Situation weiter eskalieren. Wieder sind Schnitte zu erkennen.
Die Frau fragt, ob ihre Tochter das einzige Kind ist, das die Polizistinnen schikanieren und ob sie auch mit anderen gesprochen haben. Dann sagt sie, dass sie mit zur Polizeiwache kommt. Wieder sind die Antworten der Polizistinnen geschnitten. Es ist nur zu hören, wie die eine Polizistin die Frau bittet, ihre Kollegin ausreden zu lassen. Im weiteren Verlauf wiederholt die Polizistin noch einmal, dass sie das Smartphone der Tochter beschlagnahmen müssen und sie die Situation sonst weiter eskalieren lassen müssten. Das bedeute, dass ihre Tochter festgenommen werden müsse. Darauf erwidert die Frau entsetzt: "Wofür? Weil sie ein Posting in den sozialen Netzwerken angeschaut hat?"
Wieder folgen Schnitte, dann ist zu sehen, wie die beiden Polizistinnen das Haus betreten und schließlich ein Smartphone beschlagnahmen. Dazu sind immer wieder Sätze von der filmenden Frau zu hören, dass die Polizistinnen das Haus verlassen sollen und sie wiederholt, dass das alles wegen eines Postings in den sozialen Netzwerken sei. Am Ende des Videos verlassen die beiden Polizistinnen schließlich das Haus.

Polizei nennt Vorwürfe "völlig falsch"

Das Video erweckt den Eindruck, dass in Großbritannien schon das anschauen eines Postings in den sozialen Netzwerken reicht, um einen Polizeieinsatz auszulösen - und das offenbar sogar bei einem Kind. Doch das ist falsch.
Wie die zuständige Polizei der Region West Midlands mitteilt, sind die Berichte in den sozialen Netzwerken "völlig falsch". "Wir ermitteln aufgrund einer Beschwerde aus der Öffentlichkeit, dass ein gefälschtes Social-Media-Konto unter ihrem Namen erstellt und zum Versenden unanständiger Nachrichten verwendet wurde", heißt es weiter. Es ging also nicht bloß darum, dass einfach nur ein Posting angesehen wurde.
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Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei der Straftat, die untersucht wird, um böswillige Kommunikation: das Versenden unanständiger oder grob beleidigender Nachrichten, um Stress oder Angst zu verursachen. "Die Nachrichten sind von unglaublich schwerwiegender Natur und haben bei dem Opfer große Besorgnis ausgelöst", so die Polizei.

Polizei liegen Aufnahmen der Bodycam vor

Im Rahmen der Ermittlungen hätten die Polizeibeamten Anfang des Monats mehrfach versucht, mit einer Verdächtigen, einer Teenagerin, an ihrer Wohnadresse zu sprechen. Das Video entstand demnach am 13. September. Die Polizistinnen hätten der Mutter des Mädchens erklärt, dass sie im Rahmen der Ermittlungen mit ihrer Tochter sprechen und ihr Mobiltelefon beschlagnahmen müssten.
"Uns ist ein kurzer und stark bearbeiteter Videoclip bekannt, der einen Teil des Besuchs vom 13. September zeigt", teilt die Polizei mit. "Der Clip ist irreführend, und wir haben eine 10-minütige Videoaufzeichnung überprüft, die den gesamten Austausch zeigt." Das Mädchen sei am folgenden Tag freiwillig zu einer Befragung auf die Polizeiwache gekommen, die Ermittlungen dauern noch an.
In dem Video ist am Anfang zu sehen, dass die Polizistinnen mit einer Bodycam ausgestattet sind und eine Polizistin sie auch angeschaltet hat. Sie bietet der Frau zudem an, ihr die Aufnahmen der Bodycam zukommen zu lassen, damit sie aufhört, selbst zu filmen.

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