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Bundeswehr nimmt Abwehrsystem "Arrow" in Betrieb

Bundeswehr nimmt Abwehrsystem "Arrow" in Betrieb
Als Reaktion auf die erhöhte Bedrohung durch Russland hat die Bundeswehr die erste Stufe des Raketenabwehrsystems "Arrow 3" in Betrieb genommen. Es soll feindliche Flugkörper in Höhen außerhalb der Atmosphäre zerstören können. 

Die Bundeswehr hat angesichts der russischen Bedrohung die erste Stufe ihres Abwehrsystems "Arrow 3" gegen hochfliegende Raketen scharfgestellt. Am Standort Schönewalde in Brandenburg habe das System die sogenannte Anfangsbefähigung erreicht, teilte das Verteidigungsministerium mit.
"Wir erlangen damit erstmals die Möglichkeit zur Frühwarnung und zum Schutz unserer Bevölkerung vor weitreichenden ballistischen Raketen", sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Mit diesem im Kreis europäischer Partner einmaligen System sichere man die zentrale Rolle im Herzen Europas. "Damit schützen wir also nicht nur uns, sondern auch unsere Partner."

2030 voll einsatzbereit

Die nun erfolgte Anfangsbefähigung des Systems bedeutet, dass erste Systemanteile in Betrieb genommen werden: Radar, Startgeräte und geschultes Personal sind verfügbar, um den Schutzbetrieb in einem begrenzten Umfang aufzunehmen. 
Erst vor rund zwei Jahren sei der Vertrag zur Lieferung geschlossen worden. "Gemeinsam zeigen wir, dass wir komplexe Vorhaben in kurzer Zeit realisieren können", fügte Pistorius hinzu.
2030 soll "Arrow" voll einsatzbereit sein. Neben Schönewalde an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt sind zwei weitere Standorte in Norddeutschland und im Süden geplant.

Luftwaffeninspekteur Holger Neumann betonte bei einem Appell auf dem Truppenübungsplatz Annaburger Heide, es gebe nun eine "gänzlich neue Fähigkeit von strategischer Bedeutung". Das Raketenabwehrsystem erweitere die Luftverteidigungsarchitektur fundamental, stärke die Sicherheit nachhaltig und sei einzig und allein darauf ausgelegt, Deutschland zu verteidigen und die Menschen zu schützen.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Einführung neuer russischer Raketen machten deutlich, "wie real die bislang abstrakte Bedrohung geworden ist und wie dringend wir in der Lage sein müssen, weitreichende ballistische Flugkörper abzuwehren", sagte der Generalleutnant.

System ergänzt Lücke in Luftverteidigung Europas

Das System ist vor allem für die Abwehr ballistischer Raketen ausgelegt - Russland verfügt über ballistische Langstreckenraketen. Diese sind teils mehr als 20.000 Kilometer pro Stunde schnell.
Das von Israel und den USA entwickelte System kann Flugkörper in bis zu 100 Kilometern Höhe und in einer Entfernung von mehr als 2.000 Kilometern abfangen. Es ist eine Fähigkeit, die es in der Bundeswehr bisher nicht gibt.
Das System schließt eine Lücke in der europäischen Luftverteidigung: "Arrow" ergänzt die bestehenden Systeme "Patriot" und "Iris-T", die für mittlere und kurze Reichweiten zuständig sind. Zusammen bilden sie eine mehrschichtige Raketenabwehr nach dem Zwiebelprinzip.
"Arrow" arbeitet nach dem "Hit-to-Kill"-Prinzip. Dabei wird die anfliegende Rakete nicht durch eine Explosion von Sprengsätzen in der Umgebung, sondern durch einen direkten Beschuss in großer Höhe zerstört. Laut Hersteller ist das System darauf ausgelegt, "die neuesten Bedrohungen mit größerer Reichweite abzufangen und zu zerstören", insbesondere solche, die Massenvernichtungswaffen tragen. Schädliche Stoffe wie etwa Kampfstoffe sollen in großer Höhe möglichst gefahrlos zerstäubt werden.

Linken-Chef sieht nukleares Gleichgewicht gefährdet

Der Linken-Vorsitzende Jan van Aken bezeichnete die Inbetriebnahme des Luftabwehrsystems als "ganz großen Fehler". Es sei dazu gedacht, Atomraketen bereits im All abzuschießen - und das würde das nukleare Gleichgewicht des Schreckens durcheinanderbringen. Deshalb glaube er, dass das System, Deutschland nicht sicherer, sondern sehr viel unsicherer mache, sagte er auf tagesschau24.
Die europäischen Staaten würden deutlich mehr für Militär ausgeben als Russland, es gebe hier bereits eine umfangreiche Verteidigungsfähigkeit, so van Aken. Deshalb sei es sinnvoll, Russland anzubieten, auf das "Arrow 3"-System zu verzichten, sofern Russland um Gegenzug Mittelstreckenraketen abziehe.

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