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Was planen die USA in der Karibik?

Was planen die USA in der Karibik?
Die USA haben ihre Präsenz in der Karibik-Region massiv erhöht. Angeblich geht es um den Kampf gegen die Drogenkartelle Venezuelas. Plant US-Präsident Trump eine Invasion - und mit welchem Interesse? 

Mit der Ankunft des US-Flugzeugträgers USS Gerald R. Ford vor der Küste Lateinamerikas haben sich die Spannungen zwischen den USA und Venezuela weiter verschärft. Es ist das größte Kriegsschiff der Erde, 333 Meter lang und bietet Platz für bis zu 90 Kampfflugzeuge und Hubschrauber sowie mehrere Tausend Soldaten - und wird von einem Atomreaktor angetrieben.
Zuvor hatte die venezolanische Regierung vor dem Hintergrund der erhöhten US-Militärpräsenz in der Region eine landesweite Verstärkung des Militärs angekündigt. Fast 200.000 Einsatzkräfte seien zu Übungen herangezogen. Nach Angaben von Verteidigungsminister Vladimir Padrino seien an einem zweitägigen Manöver Soldaten aller Waffengattungen sowie Mitglieder paramilitärischer Milizen beteiligt. 

Was ist der Hintergrund?

Seit Wochen attackiert die US-Armee angebliche Drogenschmuggler-Boote in der Karibik. Bislang wurden bei mindestens 19 US-Angriffen in internationalen Gewässern nach US-Angaben mindestens 76 Menschen getötet.
Washington zufolge dient der Einsatz in der Region der Bekämpfung des Drogenhandels. US-Präsident Donald Trump wirft Venezuela vor, den Drogenschmuggel in die USA aktiv zu fördern und damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Bürger zu gefährden.
Venezuelas linksnationalistischer Präsident Nicolás Maduro stufte die Tötungen mutmaßlicher Drogenschmuggler dagegen als illegale Hinrichtungen ein und vermutet dahinter US-Pläne zu seinem Sturz.
Völkerrechtler zweifeln die Rechtmäßigkeit des US-Vorgehens an. Washington hat bislang keine Beweise dafür vorgelegt, dass es sich bei Zielen der Angriffe tatsächlich um Boote von Drogenschmugglern handelt. Kritikern zufolge sind die Angriffe illegal - selbst wenn sie sich tatsächlich gegen Drogenhändler richten würden.



Ist Venezuela eine Drogenhochburg?

Venezuela gilt nicht vorrangig als Produktionsland von Drogen, sondern als Transitland - vor allem für den europäischen Markt. In die USA gelangen die Drogen meist auf anderen Wegen.
Das synthetische Opioid Fentanyl, das zu massiven Problemen geführt hat, wird mit Rohstoffen aus China vor allem in Mexiko hergestellt und von dort in die Vereinigten Staaten geschmuggelt. Kokain wird von Häfen in Kolumbien, Ecuador und Peru über den Pazifik nach Mittelamerika und Mexiko und auf dem Landweg in die USA transportiert.
Ein kleinerer Teil wird über die Karibik und den Pazifik direkt in die Vereinigten Staaten verschifft oder in Flugzeugen geschmuggelt.
Auch mit Blick auf das organisierte Verbrechen in Venezuela wird die Lage nach Einschätzung einiger Experten von den US-Behörden nicht korrekt dargestellt. So schreibt die Nachrichtenseite Insight Crime, die auf Recherchen zum organisierten Verbrechen spezialisiert ist, bei der von Trump immer wieder erwähnten Bande Tren de Aragua handele es sich nicht um einen international agierenden Drogenhändlerring. Vielmehr sei Tren de Aragua eher ein loses Netzwerk verschiedener Gangs, die in Schutzgelderpressung, Entführungen und den Straßenverkauf von Drogen verwickelt sind.
Die Trump-Regierung hatte Maduro - ohne Beweise vorzulegen - beschuldigt, Drogenkartelle wie das Cartel de los Soles, Tren de Aragua oder das Sinaloa Kartell zu nutzen, um Drogen in die USA zu befördern. Die USA stufen die kriminellen Gruppen als "ausländische Terrororganisationen" ein und verdoppelten im August 2025 das auf Maduro ausgesetzte Kopfgeld auf 50 Millionen US-Dollar.

Spielt Venezuelas Öl auch eine Rolle?

Die Vermutung liegt nahe, verfügt das südamerikanische Land doch vor Saudi-Arabien über die größten Ölreserven der Welt. Trump sagte Journalisten kürzlich, Maduro habe "alles" - auch die natürlichen Ressourcen - angeboten, weil er sich nicht mit den USA anlegen wolle.
Auch die New York Times berichtete, dass die venezolanische Regierung Washington in monatelangen Gesprächen ein weitreichendes Angebot gemacht habe, um den Konflikt zu entschärfen: nämlich, dass alle bestehenden und zukünftigen Projekte zur Förderung von Öl und Gold für amerikanische Unternehmen geöffnet und diese auch vorteilhaft behandelt werden. Doch die Trump-Regierung habe die wirtschaftlichen Zugeständnisse abgelehnt.

Geht es den USA eigentlich um Venezuelas Staatschef Maduro?

Trumps Regierung beschuldigt Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, in den Drogenschmuggel in die USA verwickelt zu sein. Washington will ihn in den USA vor Gericht stellen lassen.
Bereits in Trumps erster Amtszeit gab es Versuche, das Regime auszutauschen. Maduro blieb damals aber fest im Sattel. Es könnte also sein, dass Trump diesen Misserfolg aus der Welt schaffen und damit eine Art Schmach für ihn tilgen will.
Kürzlich machte Trump öffentlich, dass er verdeckte Operationen des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela genehmigt hat. Solche Maßnahmen zielen darauf ab, politische, wirtschaftliche oder militärische Verhältnisse in einem Land zu beeinflussen, ohne dass die Rolle der Vereinigten Staaten ans Licht kommt.
Ein US-Präsident darf verdeckte Operationen nur dann genehmigen, wenn sie für die nationale Sicherheit der USA von Bedeutung sind und wenn die Maßnahmen zur Unterstützung von außenpolitischen Zielen als erforderlich angesehen werden.
James Story, der in Trumps erster Amtszeit US-Botschafter in Venezuela war, sagt, die nun eingesetzten militärischen Mittel seien "viel zu zerstörerisch", um nur der Drogenbekämpfung zu gelten. Die einzige Annahme, die man daher treffen könne, sei, dass "eine Art von Aktion gegen das Maduro-Regime möglich ist", sagte er dem Sender NPR. Dabei könnte die Regierung beabsichtigen, dass der Druck auf das Land dazu führt, dass sich Personen aus Maduros Umfeld von ihm abwenden oder ihn gar an die USA ausliefern.
Trump jedenfalls glaubt, dass die Tage von Präsident Maduro gezählt sind, wie er beispielsweise in einem Interview mit CBS News sagte.

Wird Trump eine Invasion forcieren?

Trump will als Friedenspräsident in die Geschichte eingehen. Er hat immer wieder erklärt, Kriege beenden und nicht starten zu wollen. Dennoch bekommt die Region mehr Aufmerksamkeit als in seiner ersten Amtszeit.
Militärisch wären die Amerikaner zweifelsohne überlegen - aber auch Venezuela bereitet sich militärisch auf mögliche Angriffe vor. Fest steht: Trump ist für sein sprunghaftes Handeln bekannt, und die Verlegung des Flugzeugträgers "USS Gerald R. Ford" heizt Spekulationen an, dass die USA Ziele innerhalb Venezuelas angreifen könnten.
Als Trump jüngst von CBS gefragt wurde, ob die USA gegen Venezuela Krieg führen werden, wiegelte er ab. "Das bezweifle ich. Ich glaube nicht", antwortete er. Ob er damit Sorgen vor einer militärischen Eskalation ausräumen kann, ist fraglich. Trump schob hinterher: "Aber sie haben uns sehr schlecht behandelt, nicht nur in Hinblick auf Drogen."

Und wie reagiert Europa?

Frankreich wirft den USA vor, mit seinen Militäroperationen gegen mutmaßliche Drogenboote in der Karibik gegen das Völkerrecht zu verstoßen. Außenminister Jean-Noel Barrot sagte am Dienstag am Rande des G7-Außenministertreffens in Kanada, die Einsätze würden mit Sorge beobachtet. In den französischen Überseegebieten in der Karibik lebten mehr als eine Million französische Staatsbürger. Diese könnten von einer Instabilität betroffen sein, würde die Lage eskalieren.
Die britische Regierung lehnte derweil eine Stellungnahme zu einem Bericht des US-Senders CNN ab, wonach London aufgehört habe, seine Geheimdienstinformationen zu mutmaßlichen Drogenbooten in der Karibik mit den USA zu teilen, um eine Verwicklung in mögliche Angriffe zu vermeiden. "Wir äußern uns nicht zu Sicherheits- oder Geheimdienstfragen", sagte ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer am Dienstag in London. Die USA seien Großbritanniens "engster Partner bei der Verteidigung, der Sicherheit und den Geheimdiensten", betonte er.
Die US-Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote überschatteten auch den jüngsten EU-Lateinamerika am vergangenen Wochenende in Kolumbien. Einige europäische Staats- und Regierungschefs schienen einer Diskussion über die US-Angriffe lieber aus dem Weg gehen zu wollen.
Sowohl Bundeskanzler Friedrich Merz als auch der französische Präsident Emmanuel Macron sagten ihre Teilnahme am Gipfel ab. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zog es im letzten Moment vor, die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas in Vertretung zu schicken.

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